Authen­ti­zi­tät auf der Bühne

von | Nov 11, 2019 | Coaching, Erfolg, Vortrag | 0 Kommentare

Au·then·ti·zi·tät, die –  (von gr. αὐθεντικός authen­ti­kós „echt“; spät­la­tei­nisch authen­ti­cus „ver­bürgt, zuver­läs­sig“) bedeu­tet Echt­heit im Sinne von „als Ori­gi­nal befun­den“. Quelle: Wikipedia

Außer­dem bedeu­tet Authen­ti­zi­tät Echt­heit, Glaub­wür­dig­keit, Sicher­heit, Ver­läss­lich­keit, Wahr­heit, Zuver­läs­sig­keit. Aber was genau soll das bedeu­ten und wel­che Unter­schiede gibt es zwi­schen Schau­spie­lern und Rednern?

Der Schau­spie­ler lebt, neben sei­nem Talent und sei­nem erlern­ten Kön­nen, vor allem auch von der Abruf­bar­keit sei­ner Emo­tio­nen. Seine Authen­ti­zi­tät macht ihn aus und gerade Dar­stel­ler mit Ecken und Kan­ten sind oft­mals die Publi­kums­lieb­linge und bestechen durch ihre „eigene“ Art. Dabei trans­por­tie­ren sie natür­lich die Inhalte des jewei­li­gen Stü­ckes und bedie­nen des­sen Rol­levor­gabe. Ganz anders der Red­ner, der ja meist sich selbst oder ein Pro­dukt bewirbt.

Unan­ge­passte, ja gera­dezu rebel­li­sche Cha­rak­tere sind eher gefragt als zurück­ge­zo­gene und klein­laute Schau­spie­ler, die evtl. schwach wir­ken und aus­tausch­bar erschei­nen. Das gilt natür­lich nicht für feine Nuan­cen, die im TV oft­mals wich­ti­ger sind als auf einer gro­ßen Bühne, wo es meh­rere hun­dert Zuschauer zu errei­chen gilt. Der Schau­spie­ler darf nicht nur, er muss authen­tisch sein. Der Red­ner hin­ge­gen sollte sich sei­nem Publi­kum und sei­ner Ziel­gruppe anpas­sen … so heißt es zumin­dest. All­ge­mein­hin ist es momen­tan Tenor, dass Authen­ti­zi­tät bei Vor­trags­red­nern nicht unbe­dingt gefragt ist und ihnen teil­weise abtrai­niert wird. Warum? Weil es augen­schein­lich Sinn macht, „dem Volk aufs Maul zu sehen“, wie es Luther aus­drückte und nicht immer den eige­nen Cha­rak­ter durchzudrücken.

Das ist jedoch nur die halbe Wahr­heit. Ja es stimmt, dass ich mich mei­ner Ziel­gruppe gemäss prä­sen­tiere, um meine Zuhö­rer auch zu errei­chen, um sie auf einer gemein­sa­men Ebene abzu­ho­len. Füh­rungs­kräfte, Mana­ger & Vor­stände spre­chen sicher­lich eine andere Spra­che als Jugend­li­che, sinn­su­chende Selbst­stän­dige oder ein­same Haus­frauen. Aber meis­tens weiss ich doch gar nicht, wer da unten alles sitzt, wie sich der bunte Hau­fen zusam­men­setzt und wen ich da über­haupt vor mir habe. Ich kann es hier­bei doch gar nicht allen recht machen!

Wer in der Öffent­lich­keit steht, pola­ri­siert automatisch!

Es gibt Leute die dich lie­ben und Leute die dich has­sen, dazwi­schen liegt die Gleich­gül­tig­keit, die Schlimmste aller Seu­chen. Die bes­ten Chan­cen habe ich als Red­ner, wenn ich mir treu bleibe. Das wirkt immer ehr­li­cher, als wenn ich ver­su­che eine Rolle zu spie­len, die mir müh­sam ist und die ich im Grunde nicht beherr­sche. Zu schnell wird man ent­larvt und gewinnt auch kei­nen Blu­men­topf mehr. Und wenn es ganz hart kommt, machen sie dich fertig!

Als Schau­spie­ler bleibst du immer in einem „geschütz­ten Rah­men“. Du durch­brichst sel­ten bis nie die die soge­nannte “vierte Wand”! Als Red­ner machst du aber genau das und die Ver­bin­dung zu dei­nem Publi­kum ist hier­bei die ein­zige Wäh­rung, die Gül­tig­keit hat.

Ver­lierst du dein Publi­kum, ver­lierst du deine Berechtigung.

Ein guter Red­ner fes­selt und begeis­tert. Mit Inhalt, Unter­hal­tung, Authen­ti­zi­tät und im bes­ten Falle mit allen drei Din­gen gleichzeitig.Es sind die unan­ge­pass­ten und meist auch sehr ener­ge­ti­schen Red­ner, die im Gedächt­nis blei­ben und einen Ein­druck hin­ter­las­sen, der län­ger trägt als bis zum Feierabend.

In Red­ner­krei­sen ist es Mode gewor­den sich anzu­pas­sen und wie im Mar­ke­ting eine Ziel­grup­pen­ana­lyse zu betrei­ben. Ein Red­ner, der wirk­lich etwas zu sagen hat und mit Lei­den­schaft für sein Thema brennt, benö­tigt keine Ziel­grup­pen­ana­lyse und spricht egal vor wem. „Reden um des Redens Wil­lens“ ist dabei die Devise. Und passt meine Per­sön­lich­keit zu mei­nem Thema, dann ist es völ­lig egal, wer mir letz­ten Endes zuhört. Die Lei­den­schaft ent­springt dabei aus den Emo­tio­nen, wel­che mein Thema für mich als Red­ner birgt und stellt hier auch deut­lich mein „Warum“ heraus.

Schub­la­den­den­ken?

Die meis­ten Schau­spie­ler blei­ben ein Leben lang in ihrer „Schub­lade“, sie spie­len die Rolle, auf die sie ver­meint­lich am bes­ten pas­sen und wofür sie meist auch aus­nahms­los enga­giert wer­den. Sie pas­sen cha­rak­ter­lich und/oder kör­per­lich auf ein Pro­fil, wel­ches sie äußerst glaub­haft und kon­ti­nu­ier­lich abru­fen und bedie­nen kön­nen. Ein tod­si­che­res Unter­fan­gen, Risiko: Null!

Es gibt aber auch Schau­spie­ler, die an ihre Gren­zen- und teil­weise dar­über hin­aus gehen, um andere Rol­len, Aus­nah­me­ty­pen und extreme Parts zu spie­len und dafür manch­mal mona­te­lang trai­nie­ren, extrem ab- oder zuneh­men usw. Man kennt sie meist aus Hol­ly­wood Fil­men, es gibt sie aber auch als Büh­nen­dar­stel­ler. Die­sen Men­schen ver­zeiht man eher als ande­ren. Selbst Dia­lekte wer­den hier weni­ger hart bewer­tet als sonst (aber zum Thema Dia­lekt auf der Bühne wird es noch einen eige­nen Bei­trag geben).

Vor­trags­red­ner haben eben­falls ihre Schub­la­den und meist nur ein ein­zi­ges Thema inkl. aus­ge­feil­tem Vor­trag, mit dem sie jah­re­lang unter­wegs sind. Aber auch hier gibt es die­je­ni­gen, die sich in kur­zer Zeit ein neues Thema erar­bei­ten kön­nen, sich in eine Sache regel­recht hin­ein­fres­sen und dann einen unfass­bar bril­lan­ten Vor­trag ablie­fern. An der Spitze ist bekann­ter­ma­ßen eben immer Platz und nie­mand von den Spit­zen­leu­ten kommt dabei ohne Emo­tio­nen aus. Ich kenne Red­ner, die tech­nisch alles rich­tig machen und große Hal­len fül­len. Sie ver­kau­fen selbst­ver­ständ­lich, aber sie könn­ten weit­aus bes­ser sein, wenn sie nah­ba­rer wären und sich das ein oder andere mal in die Seele gucken las­sen würden.

Es ist wie bei einem Gärtner

Der eine hat tech­nisch alles drauf. Er legt für andere tolle Wege an, weiß, was wo gepflanzt wer­den muss, was win­ter­hart ist und wann die Bäume beschnit­ten wer­den müs­sen. Schaut man aber in sei­nen eige­nen Gar­ten, ver­misst man etwas. Irgend­was passt nicht und am Ende kommt man dar­auf: Die Liebe zum Thema felt. Es wirkt unemotional.

Ein ande­rer Gärt­ner wie­derum spürt, wel­che Pflan­zen mit­ein­an­der har­mo­nie­ren, sich gegen­sei­tig begüns­ti­gen. Er macht instink­tiv die rich­ti­gen Dinge, ist mit Liebe und Freude dabei und erreicht dadurch etwas, das sich dem Betrach­ter sofort erschließt. Es ist schön, ohne dass man sagen könnte warum. Unser Unter­be­wusst­sein erkennt die Har­mo­nie dahinter.

Wel­chen Gärt­ner wirst du für dei­nen eige­nen Gar­ten engagieren?

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